PFERDEZAHNMEDIZIN
Die Pferdezucht hat in den letzten Jahrzehnten einen großen Fortschritt gemacht, aber auch die Haltung des einstigen Steppenbewohners hat sich grundlegend geändert. Als Wildpferd in der Steppe ist das Pferd fast den ganzen Tag in Bewegung und frisst nahezu ununterbrochen. Dieses Verhalten ist in der Steppe unumgänglich, da das Futter einen äußerst geringen Energiegehalt hat und der Magen-Darmtrakt des Pferdes für die Aufnahme von großen Massen energiearmer Rohfaser ausgelegt ist. Um dem Zahnabrieb entgegen zu wirken, schieben die Zähne jedes Jahr ca. 3 mm von unten nach. In unseren Gegenden hingegen hat das Futter einen deutlich höheren Energieanteil und oftmals weniger harte Rohfaser. Demnach müssen viele Pferde, insbesondere Robustrassen wie zum Beispiel Ponys, restriktiv gefüttert werden, damit sie nicht verfetten und in Folge an Hufrehe erkranken. Pferde, die sehr viel Leistung bringen müssen, bekommen zusätzlich Kraftfutter um in kurzer Zeit genügend Energie aufnehmen zu können und der natürliche Abrieb durch das Kauen der Rohfaser vermindert sich. In Folge der Entwicklung nützen sich die Backenzähne vergleichsweise zum Wildpferd deutlich weniger ab und Pferde, die selten oder gar keinen Weidegang (Wiese) haben, haben nahezu keinen Abrieb mehr an den Schneidezähnen. Nicht zu verachten ist auch, dass die Lebenserwartung eines Pferdes deutlich gestiegen ist. Auch wenn wir versuchen, den Pferden die optimale Haltung zu gewährleisten, sollte man mindestens einmal jährlich die Zähne fachmännisch kontrollieren lassen, denn durch die Früherkennung von Problemen, kann dem Pferd sehr rasch geholfen werden.
Meine Leistungen:
•Gründliche Untersuchung der Maulhöhle in Sedation
•Begutachtung der Lage des Gebisses
•Professionelle maschinelle Korrektur der Zähne
•Endoskopie der Maulhöhle
•Entfernung von Milchzahnkappen
•Extraktion von Wolfszähnen
•Extraktion von Schneide- und Backenzähnen
•Chiropraktische Behandlungen des Kiefergelenks und der oberen Halswirbelsäule
Welche Probleme können im Maul entstehen?
•Haken/Zahnspitzen (Verletzung der Zunge und Backenschleimhaut)
•Zahnfachentzündungen
•Zahnfleischentzündungen
•Zahnfrakturen
•Treppen-, Stufen-, Scheren- und Wellengebiss
•Meißelzahn (wenn zum Beispiel aufgrund eines fehlenden Zahnes der Gegenspieler für den natürlichen Abrieb fehlt)
•EOTRH (EquineOdontoclasticTooth Resorption andHypercementosis: Entzündung des Zahnhalteapperates sowie des Zahnfleisches in erster Linie der Schneidezähne)
•Milchzahnkappen (daraus resultierende „Bumps“ am Unterkiefer und Ansammlung von Futter)
•Nicht durchgebrochene Wolfszähne
Zahnprobleme beim Pferd sind für den Besitzer von außen oftmals nicht oder nur sehr schwer erkennbar.
Hinweise auf Zahnprobleme können sein:
•Verändertes Kauverhalten beim Fressen (auch „Wickelkauen“, Futter fällt aus dem Maul)
•Gewichtsabnahme
•Fressunlust
•Durchfall/Kotwasser
•Stumpfes Fell (verminderte Nährstoffaufnahme durch zu wenig zerkautes Futter)
•Erhöhte Neigung zu Schlundeverstopfungen
•Übler Geruch aus dem Maul oder den Nüstern
•Übermäßiges Speicheln
•Rittigkeitsprobleme
•Widersetzlichkeit beim Aufzäumen
•Wiederkehrende Rückenprobleme
•Verminderte Maultätigkeit
Pferde mit einer funktionellen Störung am Gebiss, wie zum Beispiel Wellengebiss oder fehlende Zähne, sollten öfter als einmal jährlich kontrolliert werden.
Die Untersuchung und Behandlung an den Pferdezähnen erfolgt IMMER unter Standsedation. Das Einzige, das ohne Sedation möglich ist, ist ein kurzer, grober Übersichtsblick ins Maul ohne Maulgatter.
WARUM NICHT OHNE SEDATION?
Bei jeder Untersuchung und Behandlung der Zähne wird ein schonendes, stufenlos verstellbares Maulgatter benützt. Ein waches Pferd wehrt sich in der Regel, wenn es das Maul weit öffnen muss und beißt dann wie wild auf das Maulgatter. Folglich kommt es zu Kiefergelenks- und Kaumuskulaturbeschwerden und im schlimmsten Fall kann sich das Pferd bei starken Abwehrreaktionen den Kiefer brechen. Für die Pferde ist eine Untersuchung und Behandlung ohne Sedation somit mit deutlich mehr Stress verbunden und kreislaufbelastender als eine Behandlung in Sedation.Sie dient also der Entspannung und Beruhigung des Patienten.
Erst in Sedation ist eine gründliche Untersuchung und Beurteilung ALLER Zähne einschließlich der hintersten Backenzähne in Ruhe für Pferd, Besitzer und Tierarzt möglich. Die Dosierung wird individuell auf den Patienten abgestimmt und im Behandlungsprotokoll auch notiert.
Bitte beachten Sie, dass das Pferd vor der Behandlung nicht übermäßig angestrengt wurde und ein ruhiger Platz (oftmals die eigene Box) zur Untersuchung gewählt wird. Nach Beendigung der Behandlung muss sich das Pferd im Stehen noch ein bischen ausruhen und sollte nicht sofort wieder in die Herde verbracht werden. Da der Schluckreflex durch die Sedation noch beeinträchtig ist, darf das Pferd auch nichts fressen (entweder leere Box, Maulkorb oder anbinden). Nach etwa zwei Stunden sind die Pferde in der Regel wieder komplett wach und dann kann der Patient auch gerne ein wenig bewegt werden (Spaziergang) um den Kreislauf wieder in den Schwung zu bringen.